Internationales Projekt im Naturschutzgebiet Amu Darya gestartet

In der Lebab Provinz in Turkmenistan hat ein Projekt unter dem Titel  „Ökosystembasiertes Land- und Waldmanagement zur Verbesserung des Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung und als Anpassungsstrategie an den Klimawandel am Unterlauf des Amu Darya“ begonnen.

Ziel des Projektes ist ein nachhaltiges Management der Wald- und Landressourcen im Einflussbereich des natürlichen Auwaldregimes des Amu Dayra. Dadurch sollen die Lebensbedingungen und Einkommensmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung verbessert werden. Zum anderen soll die Bewirtschaftung der Ressourcen mit standortangepassten Arten und Methoden erfolgen, um die Nachhaltigkeit an den sich verändernden Bedingungen durch den Klimawandel zu gewährleisten. Auf diese Weise soll der Nutzungsdruck von den natürlichen Tugaiwäldern entlang des Amu Darya verringert und so das Ökosystem und dessen Funktionen für den Erhalt der Lebensgrundlangen der Menschen wiederhergestellt werden. Eines der wichtigsten Bestandteile des Projektes ist die Wiederherstellung von versalzten Agrarstandorten durch die Kultivierung von salztoleranten und standortangepassten Halophyten (salztoleranter Pflanzen) sowie von Pflanzen, die an Wüstenbedingungen angepasst und gleichzeitig von wirtschaftlicher Bedeutung für den Menschen sind.

Die Realisierung des Projekts schafft gute Voraussetzungen für die Intensivierung der Zusammenarbeit mit der örtlichen Gemeinde, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Amu Darya befinden. Durch die Verbesserung der Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung wird die Akzeptanz für den Erhalt des strengen Schutzgebietes gelegt, das die letzten noch natürlichen Bestände des Tugaiwaldes in Zentralasien, und damit weltweit, beherbergt. Das Umland des Schutzgebietes soll als Beispiel für eine nachhaltige Entwicklung dienen und gleichzeitig vor den globalen Umweltveränderungen warnen. Das im Rahmen des Projektes unterstützte Besucherzentrum dient der ökologischen Bildung vor allem für die lokal ansässige Bevölkerung, für Kindergärten und Schulklassen. Durch eine erarbeitete Kommunikationsstrategie soll die Bedeutung des Naturschutzgebietes im öffentlichen Bewusstsein stärkere Verankerung finden.

Ferner dient das Projekt der wissenschaftlichen Erforschung natürlicher Prozesse und der Erfüllung internationaler Verpflichtungen Turkmenistans, insbesondere im Artenschutz und der Wüstenbekämpfung.

In Usbekistan wird gegenwärtig im Biosphärenreservat Unterer Amu Darya analog ein ähnliches Projekt realisiert. Es dient ebenso der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Bodennutzung, der Restauration versalzter Böden, der Verringerung des Wasserverbrauchs und dem verbesserten Schutz der Biodiversität. Die Realisierung dieser Projekte in beiden Ländern dient auch einer verbesserten Koordinierung der Länder im Tugaiwaldschutz und soll einen gegenseitigen Lernprozess von best practice Ansätzen anstoßen, zum Wohle der Einwohner beider Länder, des Biodiversitätsschutzes und zur Anpassung an die Herausforderungen des Klimawandels.

Das staatliche Naturschutzgebiet Amu Darya, das im nordöstlichen Teil der Provinz Lebap liegt, wurde 1982 gegründet und ist in die Distrikte Gabakly, Nargiz und Görelde unterteilt. Hier sind die Tugaiwälder an den Ufern des Flusses Amu Darya mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna erhalten geblieben. Die Tugaiwälder am Ufer bestehen in ihren bestandsbildenden Arten aus der Euphratpappel, Ölweide, Ulme sowie im Unterwuchs aus Tamariske, Schilf und weiteren Pflanzen. Das unwegsame Gelände und die Gewässer des Amu Darya sind Zufluchtsort für zahlreiche Wildtiere. An erster Stelle zu nennen ist der an dieses Ökosystem gebundene und im Bestand gefährdete Bucharahirsch, zudem Fasan, Rohrkatze aber auch mehrere stark bedrohte Störarten. Die einst verbreiteten heimischen Turan-Tiger sind mittlerweile aufgrund des massiven Habitatverlustes ausgestorben. Zum Hintergrund: In Turkmenistan gibt es verschiedene natürliche Ökosysteme und eine einzigartige biologische Artenvielfalt. In den staatlichen Naturschutzgebieten sind fast 80 Prozent der Pflanzen und Tiere beheimatet.

Das Projekt wird umgesetzt vom Nationale Institut für Wüsten, Flora und Fauna des Staatlichen Komitees für Naturschutz von Turkmenistan in Kooperation mit der Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Deutschlands.

Sona Karyewa